
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) geht davon aus, dass Erkrankungen immer einen körperlichen und geistigen Anteil haben. Diese Sichtweise bezieht sich nicht nur auf den
Gesamtorganismus, sondern auch auf einzelne Organe. Harmonie und Disharmonie Ausgangspunkt der Betrachtung. In Harmonie steht die Leber beispielsweise für den harmonischen Fluss der Lebenskraft.
In Disharmonie entwickeln sich Wut und Ärger, die wiederum Erkrankungen nach sich ziehen können.
Eine Änderung der Verhaltensweise sollte deshalb bereits im Anfang beachtet, beobachtet und gegebenenfalls Anlass für unterstützende Maßnahmen sein. So können bei Mensch und Tier sich
manifestierende Erkrankungen häufig vermieden werden.
Die Wandlungsphasen - aus Sicht der chinesischen Medizin befindet sich die Natur im fortwährenden Wandel. Es wurde bereits 2000 vor Christus das Modell der Wandlungsphasen etabliert. Es bilden
sich fünf Organpaare: Leber + Gallenblase, Herz + Dünndarm, Milz + Magen, Lunge + Dickdarm, Niere + Blase. Sie stehen sowohl im Kreislauf in Verbindung, als auch in Beeinflussung untereinander.
Die Wandlungsphasen habe ich euch als Grafik zur Übersicht erstellt. Jeder Wandlungsphase werden Charaktertypen zugeordnet. Diese können sowohl auf Menschen, als auch auf Tiere angewendet werden.
Bei der Analyse werden Körpermerkmale, die Psyche, das Sozialverhalten, die Zungendiagnostik und der Puls berücksichtigt.

Der Leber-Gan-Typ
Grundsätzlich gilt, dass es alle Typen bei allen Pferderassen geben kann. Selbstverständlich mildern oder verstärken die rassentypischen Eigenschaften so manches Merkmal, aber die grundsätzlichen
Merkmale sind dennoch stimmig.
Der Leber-Gan-Typ ist dem Element Holz und der Leber zugeordnet.
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In Harmonie:
Das Pferd nimmt eine Alphaposition in der Herde ein und ist ausdrucksstark. Die Charaktereigenschaften sind: dominant, hohe Durchsetzungskraft, mutig, intelligent, ausgestattet mit einem sehr
guten Gedächtnis, schnelle Auffassungsgabe, hohe Leistungsbereitschaft. Dieser Typus benötigt klare und konsequente Führung, aber sollte immer zur Mitarbeit motiviert werden. Zu viel Druck
erzeugt starken Gegenwind. Zudem merkt er sich unangenehme Situationen und wird diese durch Widerstand das nächste Mal versuchen zu vermeiden.
Körperlich hat der Leber-Gan-Typ einen gesunden Knochenbau mit sehr gut ausgeprägter Muskulatur, ein starkes Immunsystem, wird schnell wieder fit nach Erkrankungen und hat stets eine gute
Wundheilung. Die Schleimhäute sind eher rot. Die Zunge ist rötlich, fest und wird freiwillig ungerne gezeigt. Zudem ist das Maul eher fest.
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In Disharmonie:
Aus dem Gleichgewicht geraten ist der Leber-Gan-Typ streitlustig und widersetzt sich schnell. Fehler im Umgang oder beim Reiten werden schnell ausgenutzt. Im Herdenverhalten zeigt der
Leber-Gan-Typ dann ein aggressives Verhalten und verteidigt seine Position vehement. Krankheiten, die in der Disharmonie bevorzugt auftreten sind: Muskelverspannungen, Neigung zu Rückenproblemen,
Sehnenschäden und Augenentzündungen.
Der Milz-Pi-Typ
Der Milz-Pi-Typ ist dem Element Erde und der Milz zugeordnet.
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In Harmonie:
Das Pferd lässt sich gut in Herden integrieren. Die Charaktereigenschaften sind: freundlich, artig, zuverlässig und liebenswürdig. Dieser Typus benötigt immer ein bisschen Anlaufzeit bis er sich
warmgelaufen hat. Dann arbeitet er aber perfekt mit und ist ein Lehrmeister auch für unerfahrene Reiter oder Menschen im Umgang. Um gute Leistungen erbringen zu können, braucht das Pferd eine
gute Grundkondition. In Verbindung mit Futter sind jedoch viele Kunststücke möglich. Futter ist sowieso wichtig für dieses Pferd.
Körperlich hat der MilzPi-Typ eine weiche Muskulatur, weiches Bindegewebe und leidet selten unter Verspannungen. Durch das weiche Bindegewebe leidet dieser Typus häufig unter angeschwollenen
Beinen, die mit der Bewegung wieder abschwellen. Die Schleimhäute sind rosa und feucht. Die Zunge ist weich, feucht wird gerne gezeigt.
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In Disharmonie:
Aus dem Gleichgewicht geraten ist der Milz-Pi-Typ sehr ruhig, fast apathisch, unmotiviert, sehr langsam und introvertiert. Krankheiten, die in der Disharmonie bevorzugt auftreten sind:
Übergewicht oder Gewichtsverlust, Magengeschwüre, Kotwasser und Lymphabflussstörungen.
Der Nieren-Shen-Typ
Der Nieren-Shen-Typ ist dem Element Wasser und der Niere zugeordnet.
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In Harmonie:
Das Pferd ist sehr kontaktfreudig und folgt gerne starken Pferden. Es ist aber auch sehr menschenbezogen - seinem Menschen folgt es sehr gerne. Es lernt schnell und freut sich immer über Lob.
Neben starkem Arbeitseifer besitzt es jedoch auch ein verletzliches Selbstvertrauen. Diesem Aspekt sollte man sorgsam beachten. Bezeichnend ist auch eine sehr helle Stimme, die beim Wiehern
dieses Pferdetypus auffällt.
Körperlich hat der Niere-Shen-Typ eine kleine Gelenke und friert sehr schnell. Diese Pferdetypen zeigen häufig eine kalte Lendenpartie und sollten bei Bedarf auch eingedeckt werden. Die
Schleimhäute sind blass. Die Zunge ist ebenfalls blass und eher klein.
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In Disharmonie:
Aus dem Gleichgewicht geraten ist der Nieren-Shen-Typ überängstlich, ganz scheu und schreckhaft. Sein Selbstbewusstsein ist ganz klein und er wird schnell fahrig - bringt alles durcheinander.
Krankheiten, die in der Disharmonie bevorzugt auftreten sind: Atemwegserkrankungen - vor allem im Winter, Schmerzen im Lendenwirbelbereich und ein geschwächtes Immunsystem. Die Rekonvaleszenz
nach Erkrankungen dauert allgemein sehr lange.
Der Herz-Xin-Typ
Der Herz-Xin-Typ ist dem Element Feuer und dem Herzen zugeordnet.
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In Harmonie:
Im Normalfall ist das Pferd freundlich. Manchmal etwas stur und unsensibel. Durch das Element Feuer kann der Normalzustand allerdings ganz schnell wechseln. Im nächsten Moment erkennt man das
Pferd nicht wieder. Diese Typen sind auf jeden Fall nicht für Anfänger und und ängstliche Menschen geeignet. Sie brauchen einen Menschen, der routiniert und sehr überlegt handeln kann.
Eine Besonderheit ist, dass der Herz-Xin-Typ auf einen Freund fixiert ist. Ohne das Pferd oder den Menschen möchte es nicht sein.
Die Schleimhäute sind bläulich.
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In Disharmonie:
Aus dem Gleichgewicht geraten ist der Herz-Xin-Typ völlig außer sich. Neigt zur Panik. Ist unansprechbar. In diesen Phasen kann es sein, dass das Pferd sich selbst verletzt. Ebenso schnell wie
der Spuk angefangen hat, kann er auch wieder vorbei sein.
Der Lungen-Fei-Typ
Der Lungen-Fei-Typ ist dem Element Metall und der Lunge zugeordnet.
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In Harmonie:
Das Pferd ist sehr unkompliziert und zeigt kaum Verhaltensauffälligkeiten mit anderen Pferden. Die Pferde sind meist unauffällig. Ihre Leistungspotential wird zunächst eher unterschätzt. Auf den
zweiten Blick überzeugt dieser Pferdetyp durch Klarheit, Leistungsbereitschaft, Intelligenz und das Potential große Leistungen zu erbringen. Da diese Pferdetypen es ihrem Reiter und Menschen
versuchen immer Recht zu machen, muss ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheit des Pferdes gelegt werden und Überforderungen vermieden werden.
Körperlich hat der Lungen-Fei-Typ häufig ein trockenes Fundament. Die Schleimhäute sind weiß-rosa und neigen wie auch die Zunge zur Trockenheit.
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In Disharmonie:
Aus dem Gleichgewicht treten beim Lungen-Fei-Typ folgende Krankheiten bevorzugt auf: Hautkrankheiten, Atemwegserkrankungen, Lahmheiten - vor allen ausgelöst durch Überforderung und Eintönigkeit
des Tagesablaufes. Eine Folge kann auch bei dem sonst so leistungsbereiten Pferdetypus Apathie sein.
Welcher Typ ist Dein Pferd?
Dieses sind Kurzportraits der Grundtypen. Habt ihr euer Pferd - oder auch euch selbst - wiedererkannt? Eine Analyse weit tiefergehend ist möglich. Bei Bedarf sprecht mich einfach an - gerne per Mail.
Mischtypen
Der Leber-, Milz- und Nieren-Typ lassen sich am einfachsten identifizieren. Schwieriger wird es beim Lungen- und Herztyp. Wenn die Zuordnung Euch nicht leicht fällt, greift auf einen Profi
zurück.
Die vorgestellten fünf-Typen sind die Grundtypen. Das Leben wäre jedoch langweilig, wenn es nicht auch noch Mischtypen gäbe.
Als Mischtypen kommen in Frage:
Milz-Leber-Mischtyp
Milz-Niere-Mischtyp
Leber-Lunge-Mischtyp
Lunge-Niere-Mischtyp
Die Körpermerkmale eines Pferdes können einem anderen Typ zugewiesen werden, als die psychischen Merkmale. Durch diese Mischung entsteht häufig eine Harmonisierung. Es können Verhaltensarten
abgemildert werden.
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Meiner Meinung nach ist es hilfreich zu wissen, mit welchem Pferde- oder auch Menschentypen ich zusammenarbeite. Das schafft viel Klarheit und Akzeptanz der Eigenheiten des jeweiligen
Individuums. Besonders spannend finde ich neben dem therapeutischen Aspekt die Erkenntnisse, die ich für den Umgang und das Training gewinnen kann.